Silky vs. Agawa Canyon | Review von Padraig Croke
Die einfache Säge... Wenn es um Bushcraft- und Outdoor-Tools geht, muss sich die Säge oft gegen die viel coolere Axt behaupten. In der Welt der Sägen gibt es aber, so wie bei vielen speziellen Tools, viele Möglichkeiten und Optionen. Es gibt also auch zahlreiche Diskussionen in Foren darüber, welche Säge besser ist und weshalb das so ist. Anstatt mich auf diese Diskussionen einzulassen, habe ich mir lieber die Vor- und Nachteile bestimmter Sägen angeschaut und überlegt, weshalb ich mich für die eine und gegen die andere entscheiden würde. In diesem Topic konzentriere ich mich auf zwei Typen von Sägen, die häufig Bestandteil von Bushcraft Kits sind, nämlich die kompakte Faltsäge (Silky Gomboy) und die faltbare, all-purpose Säge (Agawa Canyon Boreal 21).
Wofür wirst Du die Säge benutzen?
Die letzten Jahre habe ich beide Sägen häufig benutzt und mag sie beide auch sehr gerne. Sie haben sich ihren Platz in der Outdoor-Welt verdient. Wenn Du aber auf der Suche nach einer neuen Säge bist, gibt es ein paar Dinge, die Du beachten solltest. Wie breit ist der Abstand zwischen den Sägezähnen, wie dick ist der Schnitt im Holz und in welchem Winkel sind die Sägezähne angeordnet? Das sind alles wichtige Punkte, an die Du bei Deiner Auswahl denken solltest. Denn davon hängt ab, ob die Säge für Deine Zwecke geeignet ist.
Frisches oder trockenes Holz?
Zunächst solltest Du Dir überlegen, ob Du häufiger frisches oder trockenes Holz bearbeiten möchtest. Sägen für frisches Holz werden vor allem von Menschen genutzt, die Holz bearbeiten oder die häufig im Garten Bäume zurechtschneiden. Sägen für trockenes Holz sind für Schreinerarbeiten, die Brennholzverarbeitung und zum Sägen von getrocknetem Holz geeignet. Die Säge für frisches Holz hat breitere Zähne und eine Art Schaber nach allen vier Zähnen. Dieser Schaber ist so konstruiert, dass Staub und Fasern aus der Schneide entfernt werden, sodass diese nicht verklebt. Technisch gesehen ist das alles komplizierter als hier dargestellt. Aber als Faustregel gilt, dass dies die erste Überlegung sein sollte, wenn Du eine neue Säge kaufen möchtest.
Zug- und Drucksägen
Du musst auch darauf achten, in welchem Winkel die Zähne des Sägeblattes platziert sind. Dieser Winkel bestimmt, ob Du beim Sägen eine Zug- oder eine Schubbewegung machen musst. Eine gewöhnliche Bügelsäge ist meistens in einem Winkel von 30 Grad auf beiden Seiten der Verzahnung eingestellt. Das bedeutet, dass die Sägeschneide gleich ist, egal ob Zug- oder Schubbewegung. Wenn Du drückst, bleibt das Holz auf dem Hackklotz stehen, wenn Du ziehst, wird das Holz leicht angehoben. Eine Bügelsäge ist eine Allzwecksäge, sie kann also für verschiedene Zwecke verwendet werden. Wenn man sich aber eine japanische Zugsäge, wie die Silky Gomboy, anschaut, sieht man, dass die Zähne in einem viel aggressiveren Winkel platziert sind. So entsteht nur ein Schnitt, wenn der Benutzer die Säge zu sich hin zieht. Durch diese Zugbewegung kannst Du diesen Sägetyp viel leichter in schwierigen Winkeln benutzen oder wenn Du etwas in der Höhe sägen möchtest. Natürlich kannst Du anstelle eines geraden Sägeblattes auch ein gebogenes Sägeblatt wählen. So gibt es noch mehr Kontakt zum Material, das Du sägen möchtest. Hierauf werde ich später noch einmal zurückkommen.
Silky Gomboy Astsäge
Silky ist ein japanisches Unternehmen, das sich schon vor 100 Jahren auf die Herstellung hochwertiger Schneidwerkzeuge für Holzbearbeiter und Baumpfleger spezialisiert hat. Die Gomboy Produkte, über die ich in diesem Topic spreche, werden seit den 80er Jahren hergestellt und haben sich seitdem bewährt. Sie sind bekannt für ihre hochwertige Bauqualität und die Technik. Die 210- und 240-Sägen mit gebogenem Sägeblatt sind außergewöhnlich. Allein schon das Durchsägen von mittelgroßen Holzblöcken ist eine großartige Erfahrung. Diese Sägen werden als multifunktionale Sägen angesehen und können für viele verschiedene Outdoor-Zwecke eingesetzt werden.
210 gerades Sägeblatt
Das gerade Sägeblatt der 210 ist meiner Meinung nach eines der besten Produkte auf dem Markt. Mit 210 mm, mit 10 Zähnen pro 30 mm hat jeder Zahn 4 Schneidflächen. Die Zähne sind nicht seitlich gebogen. Das Ergebnis ist, dass dieses Sägeblatt das Material schnell durchtrennt. Der gewählte Winkel macht das Sägen zum Kinderspiel, da die Säge die ganze Arbeit übernimmt. Die Säge scheint auch nie stecken zu bleiben. Eine Zugsäge erfordert weniger Kraft, die Zähne scheinen die ganze Arbeit zu machen.
Der Griff ist so gestaltet, dass der Knauf einen sehr kraftvollen Schnitt erlaubt. Die Hand ruht am Ende und kann den notwendigen Druck aufbringen. Der Gummigriff ist sehr komfortabel, daher kann die Säge den ganzen Tag lang verwendet werden. Für präzisere und flache Schnitte musst Du Deine Hand nur nah am Ende des Sägeblattes platzieren und weniger Druck ausüben. Das ist eine sehr effiziente Technik für Zugsägen. Man muss sich allerdings erst an den Umgang mit solch einer Säge gewöhnen. Ich habe schon häufig gesehen, dass das Blatt aufgrund von falschem Gebrauch brach. Das Sägeblatt auszutauschen ist eher teuer. Wenn Du also noch nicht an eine Silky-Säge gewohnt bist, empfehle ich Dir, langsam anzufangen und zu schauen, wie es sich anfühlt. Die gerade Version dieser Säge eignet sich hervorragend für das Bushcrafting und um Holz zu bearbeiten. Sie schneidet sauber und präzise und passt perfekt in einen Rucksack. Es ist vielleicht nicht das beste Werkzeug, um große Baumstämme zu zersägen. Die meisten Aufgaben im und ums Lager herum schafft die Säge aber schon.
240 gebogenes Blatt
Diese Säge ist der mit dem geraden Blatt sehr ähnlich, bringt aber ein paar Vorteile mit sich. Zunächst einmal ist das Sägeblatt etwas länger. Der längere Griff sorgt dafür, dass Du mehr Druck ausüben und somit schneller sägen kannst. Der Nachteil ist, dass Du vielleicht ein bisschen unpräziser arbeitest. Außerdem kann es schwieriger sein, kurze und flache Schnitte auszuführen. Die Krümmung des Blattes sorgt für einen konstanten Druck und dafür, dass es immer einen Kontakt zum Ast gibt, den Du sägst. Dieses Blatt eignet sich auch perfekt für schwer erreichbare Äste oder hohe Schnitte.
Zwei Positionen
Fast alle Silky Sägen haben zwei Verriegelungseinstellungen. Indem Du mit dem Daumen auf die federnde Verriegelung des Blattes drückst, kannst Du die Position des Blattes einstellen. So kannst Du Äste oder Stämme sägen, die sich nah am Boden befinden, ohne dass Deine Knöchel über den Boden schrammen. Ich habe das noch nie gebraucht, aber ich kann mir vorstellen, dass es für manche eine praktische Funktion ist.
Zusammenfassung der Silky Sägen
Vorteile
- Austauschbare Sägeblätter
- Komfortables und ergonomisches Design
- Saubere und präzise Schnitte
- Sehr kompaktes Design
- Blätter lassen sich schnell und leicht wechseln
Nachteile
- Das Sägeblatt auszutauschen ist eher teuer
- Man braucht ein bisschen, bis man sich an die Technik gewöhnt hat
- Nicht für sehr große Stämme geeignet
Agawa Canyon Boreal 21
Kommen wir zu einer ganz anderen Art Säge. Agawa Canyo ist ein kleines Unternehmen mit Sitz in Kanada, das tolles Werkzeug produziert, u.a. die Boreal 21 Säge. Diese Säge wurde schon von einigen der größten Namen der Bushcraftwelt getestet und hat sich als zuverlässiges und robustes Werkzeug erwiesen. Und das sogar bei den eisigen Temperaturen in Nordamerika und Kanada. Wie unterscheidet sich diese Säge zu denen von Silky?
Überall zu Hause
Die Boreal ist eine Allround-Säge. Egal, ob Du nun jagen, backpacken oder bushcraften gehst, die Boreal ist immer für Dich da. Wieso das ist, erkläre ich Dir gerne.
Der Aluminiumframe ist stabil und robust, ohne unnütze Details. Sägen von Silky fühlen sich „japanisch“ an. Bei der Boreal 21 merkt man, dass es sich um ein kanadisches Produkt handelt. Sie wurde von Menschen entwickelt, die diese Art von Werkzeug auch selbst täglich nutzen. Die Säge lässt sich innerhalb von Sekunden auseinander falten. Es gibt keine Teile, die sich lösen oder verfangen können. Der Lock an der Rückseite ist aus glasfaserverstärktem Nylon gefertigt und sorgt für die perfekte Spannung des Sägeblattes, sogar bei seitlichen Schnitten.
Faltbar und (relativ) kompakt
In Sachen Kompaktheit ist die Boreal ähnlich wie die Silky. Die Scheide fungiert auch als Griff. So entsteht ein eigenständiges System, das keine Teile enthält, die Du entfernen kannst. Die Silky wird zwar zusammen mit einer Plastikscheide geliefert, die Du an Deinem Gürtel befestigen kannst. Dennoch finde ich diese Säge ansprechender. Du kannst sie zusammengeklappt einfach in z.B. einen Rucksack stecken.
Agawa selbst sagt, dass die Boreal kompakt und leicht ist. Ich persönlich finde das etwas übertrieben. Ja, die Säge ist kompakt. Aber halt auch nur so kompakt, wie eine 54 cm Bügelsäge sein kann. Dennoch ist diese Säge so konstruiert, dass sie einfach in Deinen Rucksack passt. Die Konstruktion der Boreal 21 sorgt dafür, dass Du auch leicht dicke Stämme sägen kannst, ohne dass Du die Säge drehen musst. Eine Bügelsäge hat in dem Sinne ihre Grenzen, dass sie nur so tief sägen kann, wie der Frame hoch ist. Die Boreal 21 gibt Dir genau so viel und vielleicht sogar mehr Spielraum, als Du es von anderen Bügelsägen gewohnt bist.
Das richtige Sägeblatt für die richtige Aufgabe
Das Schöne an einer Bügelsäge ist, dass Du sie mit dem richtigen Sägeblatt „upgraden“ kannst. So kannst Du das Sägeblatt benutzen, das perfekt zu Deinen Zwecken passt. Agawa Canyon bietet im eigenen Webshop vier verschiedene Sägeblätter. Ehrlich gesagt passt aber jedes Sägeblatt für 54 cm Bügelsägen in die Boreal. Die Standard-Sägeblätter für frisches, aber auch solche für trockenes Holz sind überall zu finden. Die Agawa Canyon-Versionen werden in Schweden gefertigt. Es sieht so aus, als handele es sich um markenlose Baco-Bügelsägeblätter, wie man sie in jedem Baumarkt findet.
Die anderen zwei Sägeblätter sind das Jägersägeblatt und das Sidney Rancher-Sägeblatt. Das Rancher ist ein maßgefertigtes Sägeblatt und beliebt bei denjenigen, die ein extrem aggressives Blatt suchen, das lange hält. Die langen, scharfen Ränder im einzigartigen Muster aus langen Zähnen sorgen dafür, dass das Sägeblatt schnell durch das Holz sägt. Dieses Blatt eignet sich bestimmt für kältere Klimazonen, in denen Bäume gefroren sind. Diese Art von Holz braucht einfach ein „aggressiveres“ Sägeblatt. Die Zähne dieses Blattes sind gehärtet.
Das Blatt kannst Du relativ leicht austauschen, Du musst nicht viel losschrauben. Die Einzelteile sind jedoch klein und gehen schnell mal verloren, wenn Du nicht gut aufpasst.
Zusammenfassung der Boreal 21
Vorteile
- Der Austausch des Sägeblatts ist günstig
- Sie ist faltbar und kompakt
- Robuste Konstruktion, das Werkzeug wird nicht schnell brechen
- Extrem flexibel und breit einsetzbar
- Kann auch für große Holzstücke verwendet werden
Nachteile
- Hat nicht die Finesse einer Silky
- Nicht geeignet für komplizierte Holzarbeiten (z.B. Bauen einer Unterkunft)
- Auch wenn sie kompakt ist, kann sich die Säge in Deiner Tasche doch groß anfühlen
- Weniger geeignet für langen Gebrauch
Wofür entscheidest Du Dich?
Wie Du vielleicht festgestellt hast, gibt es eine große Auswahl und eigentlich gibt es kein besseres Werkzeug als das Tool, die Deinen Bedürfnissen entspricht. Suchst Du eine Säge für große Stämme oder für die Jagd? Dann ist eine Bügelsäge vielleicht das beste Tool für dich. Wenn Du oft unterwegs bist und ein leichtes Werkzeug benötigst, um Campmöbel, Jagd- oder Angelfallen oder sogar Kochuntensilien zu fertigen, dann ist eine Silky die bessere Option. Ich benutze beide Sägen schon seit Jahren und denke, dass es schwierig wird, etwas zu finden, das diese Optionen ersetzen kann. Wenn sie richtig eingesetzt wird, ist eine Säge eines der stärksten Werkzeuge, die Du als Holzfäller benutzen kannst.
Padraig Croke
Padraig Croke ist ein begeisteter Bushcraft- und Outdoorfan, Löffelschnitzer und Wanderer. Er ist Co-Host des Podcasts „The Trial by Fire“, einem Podcast über Bushcrafting und anderen Outdooraktivitäten, der von 2018 bis 2023 ausgestrahlt wurde. Er ist Grafik Designer und Fotograf und wenn er nicht gerade für uns schrebt, ist er gerne draußen unterwegs auf der Suche nach neuen Fotomotiven.
Im Podcasts „The Trial by Fire“ diskutieren Padraig Croke und Joe Price über alles, was mit Bushcrafting und Outdoor zu tun hat. Du findest alle Episoden auf TrialByFire. Außerdem findest Du sie auch, wenn Du auf iTunes, Spotify und Sicherlich nach „The Trial by Fire Podcast“ suchst. Vergiss nicht, @thetrialbyfirepodcast auf Instagram zu folgen.
Danke Padraig für Deine tolle Review!