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Messerschliffe: Flat Grinds, Hollow Grinds, Convex Grinds und Scandis

Wenn es um Schliffe von Messern geht, denkst Du vielleicht sofort an die scharfe Schneide. Logisch, denn sie wird ja auch geschliffen. Aber darum geht es jetzt nicht. Wir werden uns jetzt mit dem beschäftigen, was man im Englischen „Grind” nennt.

Dies ist nämlich der Schliff, der die Klinge dünn genug macht, um schneiden zu können. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, dass ein Stück Stahl mit 4 mm Stärke, das nur einen scharfen Rand am Ende hat, während des Schneidens nicht weit kommt. Du müsstest dann eher eine Keil-Funktion haben, als die des tatsächlichen Durchschneidens von Fasern. Das ist der Grund, warum ein Messer einen „Grind” benötigt. Einen Schliff.

Wie dünn ist er hinter der Schneide?

Generell gilt: Je dünner die Klinge ausgeschliffen ist, desto besser schneidet sie. Dabei müssen wir natürlich anmerken, dass eine sehr dünne Schneide auch empfindlich ist. Deswegen solltest Du pro Anwendung und Stahlsorte gut schauen, was das Messer bewältigen muss. Ein klassisches, offenes Rasiermesser ist zwar hauchdünn und schneidet super gut, aber sobald Du anfängst, Holz zu schneiden, bleibt kein Messer mehr übrig. Dahingegen ist ein dickes Survivalmesser fantastisch für das Spalten von Holz, aber das Durchschneiden eines Apfels ist nahezu unmöglich.

In der Praxis sprich man dann davon „wie dünn ein Messer hinter der Schneide ist”. Daraus kann man ableiten, wie gut es schneidet und wie schwer es zu belasten ist.

Die unterschiedlichen Schliffe von Messern

Ein Schliff kann auf verschiedene Arten in der Fabrik ausgeführt werden. Alle Arten haben ihre eigenen, spezifischen Merkmale. Wir erklären Dir gern einige der häufiger vorkommenden Grinds.

Hollow Grind

Wie der Name es schon irgendwie vermuten lässt, ist der Hollow Grind hohl. Wir nennen ihn in Deutsch deshalb auch Hohlschliff. Früher geschah dies, indem die Klinge mit der Seite gegen ein großes, sich drehendes Schleifrad gedrückt wurde. Durch die Wölbung des Steins entstand dann eine Mulde in der Klinge, die daraufhin über die ganze Länge ausgedehnt wurde.

Das Buck 117 Spike mit Hohlschliff

Der Vorteil eines Hollow Grinds ist, dass die Schneide enorm dünn gemacht werden kann. Nicht umsonst sind beinahe alle klassischen, offenen Rasiermesser hohlgeschliffen. Du kannst die Schneide einer hohlgeschliffenen Klinge grundsätzlich auch häufiger nachschleifen, ohne, dass das Messer hinter der Schneide wirklich dicker wird.

Ein Nachteil eines Hohlschliffs ist, dass die Schneide auch ein Stück weit empfindlicher sein kann. Gerade weil ein Hohlschliff häufig etwas dünner hinter der Schneide sein kann, besteht schneller die Gefahr eines Bruchschadens. Es kann einem bei einer dickeren Klinge mit einem Hohlschliff auch passieren, dass die Schneide und der sehr dünne Teil dahinter leicht durch beispielsweise Pappe schneidet, sich der dicke Rücken der Klinge aber während des Schneidens plötzlich als Blockade herausstellt.

Flat Grind

Mit Abstand am häufigsten sieht man Messer, die flachgeschliffen sind. Ein gerader, flacher Schliff der Schneide nach oben. Der Schliff kann bis ungefähr zur Hälfte der Klinge laufen, ein Sabre Grind allerdings auch bis zum Rücken. Wir sprechen dann von einem Full Flat Grind. Nahezu alle gewöhnlichen Küchenmesser sind so geschliffen.

ESEE Candiru Neck Knife mit Flachschliff

Der Flat Grind hat einige Vorteile. Zum Beispiel sieht er schön geradlinig aus, ist für den Fabrikanten relativ einfach herzustellen und ist angenehm stark.

Der Nachteil eines Flachschliffs ist, dass er im Verhältnis häufig etwas dicker hinter der Schneide ist. Man kann auch im Vergleich zu einem Hohlschliff das Messer weniger oft schleifen, bevor es hinter der Schneide wirklich dicker wird. Auch wenn das natürlich relativ bleibt: Wir reden dann von einigen hundert Schleifvorgängen.

Convex Grind

Ein Schliff, der regelmäßig Fragen aufwirft, ist der Convex Grind. Anstatt hohl zu sein, ist dieser Schliff hingegen nach außen gewölbt. Dies wird gemacht, indem man auf einem freien Schleifband schleift. Das Besondere an einem Konvexschliff ist, dass keine sekundäre Schneide mehr vorhanden ist, sondern, dass der Schliff in einem Stück zum Schneidrand verläuft.

Bark River Donnybrook mit konvexem Schliff

Ein Konvexschliff hat einige bedeutende Vorteile. Vorausgesetzt richtig ausgeführt, kann ein konvex geschliffenes Messer eine stärkere Schneide haben und dennoch geschmeidiger schneiden. Es fehlt nämlich die eckige „Schulter” der Schneide. Schwierig zu erklären, darum haben wir diese Abbildung gemacht.

Du siehst, dass der Flat Grind am Rand der Schneide eine Ecke hat. Dies ist der Übergang des Primärschliffs oder der Schneidkante zur Schneide. Gleichzeitig siehst Du, dass die Schneide direkt hinter dem Konvexschliff die etwas dicker ist. Also eine sehr gute Kombination aus Stärke und besserer Schneideleistung. Vor allem beim Feathersticking, einer echten Bushcraft-Technik, bemerkst Du den Vorteil einer konvexen Schneide.

Es gibt auch Nachteile. Es ist zum Beispiel bei der Herstellung in der Fabrik schwierig, eine gute konvexe Schneide einheitlich durchzuführen. Deswegen sind gut ausgeschliffene konvexe Messer häufig teuer, weil viel Handwerkskunst dabei angewandt werden muss. Viele Menschen finden es auch kompliziert, eine konvexe Schneide gut zu schleifen. Stropping gelingt zwar häufig, aber eine neue Schneide auf Schleifsteinen, scheint eine Schwelle zu sein, vor der viele Menschen ziemlichen Respekt haben. Auch wenn wir wissen, dass es mit etwas Übung prima funktioniert.

Scandi Grind

Der Scandi Grind kommt, wie der Name es bereits vermuten lässt, aus Skandinavien. Dort ist der Scandi bei Outdoormessern, Jagdmessern und Bushcraftmessern schon seit langem Standard. Es ist faktisch eine große sekundäre Schneide, ohne weiteren Firlefanz.

Das Praktische an einem Scandi ist, dass Du ihn einfach schleifen kannst, und er leicht herzustellen ist. Außerdem ist ein Scandi ausgesprochen angenehm bei der Holzbearbeitung. Weil die Klinge relativ dick gelassen wird, ist sie äußerst stark und kann einiges vertragen.

Allerdings kann ein Scandi Dich auch behindern, wenn die Schneide zu empfindlich ausgeschliffen wurde. Du siehst außerdem durch die große, breite Schneide alles, was Du während des Schleifens tust. Machst Du einen Schleiffehler oder bearbeitest Du den Schliff nicht sorgfältig genug? Dann siehst Du es sofort auf der breiten Schneide. Und machst Du einen Fehler, wodurch Du die Schneide chippen (ausbrechen) lässt? Dann musst Du ordentlich Material wegschleifen, um den Fehler zu korrigieren.

Schliff & Stahlsorte: eine gute Kombination

Für jedes Messer gilt, dass für eine bestimmte Anwendung die entsprechende Stahlsorte gewählt werden muss. Schleifst Du ein Messer äußerst dünn aus, damit es fantastisch schneidet? Dann sollte dafür eine solide, harte Stahlsorte gewählt werden. Muss das Messer einiges vertragen können? Dann sollte der Stahl hingegen nicht so hart sein, dass er bei Belastung direkt bricht. Er sollte sich dann lieber verbiegen können. Die Balance dazwischen muss für die optimale Leistung des Messers sehr gut durchdacht sein.

Sagt die Art des Schliffs etwas über die Qualität aus?

Es ist absolut nicht so, dass ein bestimmter Schliff immer besser ist als ein anderer. Man könnte bestenfalls sagen, dass ein bestimmter Schliff besser für eine bestimmte Anwendung ist. Wir finden zum Beispiel Scandi und Konvex außerordentlich geeignet für die Holzbearbeitung und Bushcraft. Im gleichen Maße werden Flachschliffe bei Küchentätigkeiten bevorzugt. Hohlschliffe können wirklich bildschön sein und von ausgesprochen viel Know-how bei der Herstellung zeugen. Richtig schön bei einem EDC-Messer oder Herrenmesser. Es sind für alle Varianten zugleich auch Beispiele zu finden, die ihren Nutzen in einer anderen Kategorie beweisen. Die Art des Schliffs sagt also nicht so viel über die Qualität des Messers aus. Die Qualität des Schliffs schon.